Natürlich geht es bei der freien Trauung um den Inhalt. Um das, was das Brautpaar weit über den Hochzeitstag hinaus mitnehmen soll. Es geht darum, die richtigen Worte, die richten Töne zu treffen. Doch auch Rituale sind gar nichts Neues, wie es so häufig wahrgenommen wird. Sie sind auch nicht erst mit der freien Trauung entstanden.
Von einigen meiner Brautpaare höre ich an dieser Stelle dann oftmals: „Hm. Weiß nicht. Ist das sowas Esoterisches?!“ Das ist es nur, wenn ihr das gerne so möchtet. Ansonsten kann auch dieses Ritual alles sein, was ihr euch wünscht. Mehr zum Thema Rituale könnt Ihr in der vierten Podcastfolge vom Traurednerplausch erfahren
Das Ritual ist schlussendlich das Sichtbarmachen des vorher Gesagten – es knüpft an an den roten Faden der Geschichte, an Gemeinsamkeiten, an das Versprechen, welches ihr euch geben möchtet.
Wir finden etwas, das symbolisch dafür steht, was euch ausmacht. Und oftmals ist es möglich, dabei (einige oder alle) Gäste einzubeziehen, indem sie etwas nach vorne bringen, was Teil des Rituals wird. Oder sie geben (in welcher Form auch immer) gute Wünsche mit. Oder sie sind die helfende Hand bei einer kleinen Hürde, die durch das Ritual symbolisiert wird. Oder, oder, oder – es gibt unzählige Möglichkeiten.
Ein Klassiker: Das Bandritual bezieht bei der freien Trauung alle Gäste ein.
Sinn von Ritualen
Es geht bei diesen Ritualen darum, symbolisch zu zeigen, dass ihr von nun an Eins seid und den weiteren Weg gemeinsam gehen werdet. Oder aber ihr möchtet symbolisieren, dass ihr „Altes“ hinter euch lasst – dass ihr jedoch die Individualität des jeweils Anderen schätzt und diese wahren werdet.
Wenn ihr ein bestimmtes Motto habt, unter dem die Hochzeit steht, kann sich selbstverständlich auch das Ritual in eurer freien Trauung daran orientieren. Ich versuche immer, ein ganz individuelles Ritual für jedes einzelne Paar zu finden. Es sollte zu Braut und Bräutigam passen und sie müssen sich damit wohlfühlen.
Neben dem Brautpaar selbst, können in diesen symbolischen Akt auch weitere Personen einbezogen werden. Die kleine Tochter, die (Groß-)Eltern, der Bruder…jeder, der für euch eine besondere Rolle in eurem Leben spielt!
Klassische Rituale der freien Trauung
Es gibt einige Klassiker, die sicher Vielen bekannt sind: Die Hochzeitskerze beispielsweise kennt man häufig aus der Kirche. Das Sandritual hat man sicher schon auf der einen oder anderen freien Trauung gesehen. Ein Bäumchen zu pflanzen und es gemeinsam pflegen zu wollen zählt inzwischen auch zu den eher klassischen Ritualen.
Wichtig bei diesen „Klassikern“ ist: Hinter all diesen Ritualen steckt eine wunderschöne Symbolik und viele Paare greifen gerne darauf zurück.
Ich finde aber besonders schön, dass man diese Klassiker ja auch nehmen und etwas ganz Eigenes daraus entwickeln kann. Die Symbolik des Sandrituals ist eine echt schöne: Zwei Farben Sand werden ineinander gegossen – das heißt, sie vermischen sich untrennbar miteinander, ohne, dass jedoch einer seine Persönlichkeit ablegen würde.
Diese schöne Symbolik habe ich inzwischen schon mit so vielen Paaren aufgegriffen – ohne ein einziges Sandkorn – wir haben einfach etwas ganz eigenes, zum Paar passendes gefunden.
Individualisierte Rituale
Kaffee mahlen als Ritual – Sarah und Patrick
In den meisten Fällen jedoch gehen wir ganz weg von den Klassikern und suchen uns etwas Individuelles aus. Das kann der rote Faden der Kennenlerngeschichte sein, den wir aufgreifen – so wie bei Eva und Dominik, die sich über eine Dose Cola kennenlernten und die immer wieder im Zentrum stand, aber eben nie zusammen getrunken wurde.
Zur Trauung hatten sie namentlich individualisierte Cola-Flaschen, die sie erst miteinander öffneten, anstießen und endlich Brüderschaft tranken.
Oder Saskia und Jan, leidenschaftliche Fußballfans – dummerweise von zwei „verfeindeten“ Vereinen. Während der Trauung zerschnitten sie erst Fußballtrikots des jeweils anderen Vereins, um die beiden Hälften anschließend mit einigen Nadelstichen zusammenzunähen. Denn sie wurden an diesem Tag ein Team und jedes Team braucht ein Mannschaftstrikot. Die Trauzeugen und Eltern signierten die Trikotrücken mit guten Wünschen und von nun an können Saskia und Jan sich jeden Tag daran erinnern: Wir sind ein Team – mit all unseren Macken, selbst mit ihren/seinen Vereinsvorlieben.
Oder Lisa und Shariar: Zwei Musiker, die ein turbulentes Leben führen und ihre Eheversprechen auf ein Metronom (einen Taktgeber) schrieben, um, selbst wenn sie mal kurzzeitig außer Takt kommen, immer ein „intaktes“ Leben miteinander zu führen.
Ich könnte diese Liste unendlich weiterführen. Wir haben Gewürze gemischt, Seile geflochten, Koffer gepackt, Polaroidfotos geschossen, Steine gestapelt, Kaffeebohnen gemahlen und so vieles mehr. Wir haben Gefühle sichtbar gemacht. Erinnerungen geschaffen. Selbstgeschriebene Eheversprechen konserviert.
Und habt gar keine Sorge: Es gibt so unzählige Möglichkeiten, für JEDEN findet sich etwas schönes!